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Passivhaus »Wohnen & Arbeiten«

Walter-Gropius-Strasse 22 • D-79100 Freiburg • Vox: (0761) 4568330
Email: post(at)passivhaus-vauban.de • Web: www.passivhaus-vauban.de
Die Idee 
Was ist ein Passivhaus?
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Was ist ein Passivhaus?

Antwort: Zuerst die anschaulichste Definition: Ich wohne in einer 90 Quadratmeter großen Dreizimmerwohnung im Passivhaus, wir sind drei Personen. Im Jahr 2006 haben wir ganze 188 € für alle Wärmeenergie zusammen gezahlt, also: für die Heizung, die Energie im warmen Wasser (aber nicht das Wasser selbst) und das Gas zum Kochen. Diesen Betrag zahlen wir aber nicht pro Monat, sondern pro Jahr! Man sieht sofort, daß man im Vergleich zu einem konventionellen Neubau hier etwa 1.000 € pro Jahr spart!

Nochmal anders: Pro Person etwa 5 € pro Monat! Wenn die Energiepreise sich noch verdoppeln oder verdreifachen sollten: Kein Problem für uns!

Andreas Delleske, Bewohner von "Wohnen & Arbeiten"

Definition Passivhaus

Es gibt sogar zwei gängige Definitionen:

  1. Ein Passivhaus ist ein passiv geheiztes Haus, d.h. es gibt kein aktives Heizsystem wie etwa eine Zentralheizung. Die Sonne, Dämmung, inneren Gewinne usw. reichen selbst im Winter aus, um das Haus angenehm temperiert zu halten.

  2. Ein Passivhaus hat einen Heizenergieverbrauch von unter 15 kWh pro Quadratmeter und Jahr (ohne Warmwasser, Strom usw.)
  Energiekennzahlen verschiedener Gebäudetypen:
  Bestand Bundesrepublik 200 - 300 kWh/m2a
  Wärmeschutzverordnung 1995 80 - 110 kWh/m2a
  Energieeinspar- Verordnung
(EnEV 2001) seit 2002:
ca. 70 kWh/m2a
  Passivhäuser unter 15 kWh/m2a
  Plus- oder Nullenergiehäuser
(meist durch Solarstromanlagen)
unter 0 kWh/m2a
  10 Kilowattstunden (kWh) entsprechen in ihrem
Energieinhalt recht genau einem Kubikmeter
Erdgas oder einem Liter Heizöl.

Streng nach der ersten Definition wäre unser Haus kein Passivhaus: Wir haben immer noch ein stark reduziertes, aber konventionelles Zentralheizungssytem. Der verbleibende Heizwärmebedarf (z.B. bei -10 °C Außentemperatur) mag gering sein, er ist nicht Null. Und dieser "Rest" an Wärme muß irgendwie ins Haus gelangen. Bei Einfamilienhäusern wird dies oft durch das Vorheizen der Zuluft erledigt, wir haben uns für konventionelle Radiatoren in 50% der Zimmer entschieden.

Die zweite Definition erfüllen wir voll: In zwei vergangenen Jahren wurde der Heizwärmebedarf gemessen, wir erreichen eine Energiekennzahl zwischen 13 und 20 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Projektiert waren 13,6 kWh/m2a.

Dieser niedrige Wert ist natürlich stark vom Verhalten und der Anzahl der Nutzer im Haus und auch von der Witterung abhängig.

Hier noch eine Information vom Passivhaus-Institut, Dr. Wolfgang Feist, dessen Informationssamlung und Forschung die Passivhausentwiklung maßgeblich vorangetrieben hat: Was ist ein Passivhaus?

Wie baut man ein Passivhaus?

  Nordseite
  Ansicht von der Nordseite
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  Südseite
  Südseite
   
  Südseite im Winter
  Südseite im Winter
   
  Laubengang im 2. OG Nordseite
  Laubengang im 2. OG
   
  Haustechnikraum
  Der Haustechnikraum mit BHKW

Ein Konstrukteur eines Passivhauses muß in der Regel fünf wichtige "Elemente" oder Grundzusammenhänge berücksichtigen:

  1. Eine sehr gute Wärmedämmung:
    Schon in einem modernen Neubau müssen sich Architekten, Bauherren, Statiker und Haustechniker mit Wärmedämmung auseinandersetzen. Meist genügen 12 bis 16 cm Wärmedämmung, zum Beispiel aus Mineralwolle, aufgeschäumtem Polystyrol (ein Markenname ist Styropor), Kork, Zelluloseflocken (Altpapier). Daß diese Dämmstärke in einem Passivhaus mindestens verdoppelt werden muß, ist klar.

    Wir haben in der Regel 35 bis 40 cm Mineralwolle oder Polyurethan verwendet.

  2. Sehr gute Fenster
    Ohne den großen Fortschritt in der Fensterbautechnik in den vergangenen 10 Jahren wären Passivhäuser heute nicht, oder zumindest nicht so kostengünstig, möglich. Wir verwenden dreifach verglaste Fenster, zwei der sechs Glasoberflächen sind wärmereflektierend beschichtet.

    Das Prinzip ist einfach: Das sichtbare Licht tritt durch die Scheiben ins Haus und wird dort wie bei jedem Licht, das auf Gegenstände trifft, in Wärme umgewandelt. Wärme ist nichts anderes als Infrarotstrahlung. Die wärmereflektierenden Schichten "spiegeln" die Wärme / die Infrarotstrahlung zurück ins Haus: Ein Art "Wärmefalle" entsteht. So kann selbst im Winter die Sonne zur Heizung der Räume beitragen: Man könnte auch sagen: Wir wohnen in einem Sonnenkollektor.

  3. Südausrichtung
    Ein oft unterschätzter Faktor ist die räumliche Ausrichtung des Gebäudes im Gelände: Ein Passivhaus muß eine große Fassade zum Süden hin öffnen, die Hauptachse des Hauses darf also nicht von Norden nach Süden gehen, sondern von Osten nach Westen. Das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme mußten auch wegen der vier großen Linden vor dem Haus eine Computersimulation durchführen, die uns Gewissheit geben konnte, daß das Passivhaus dennoch "funktioniert".

    Die Nachbargebäude müssen so weit entfernt stehen, daß die tiefstehende Sonne selbst am 21. Dezember noch voll ins Erdgeschoss reicht, denn im Winter benötigen wir die Sonne am dringendsten.

    Hier ist sogar die Stadtplanung gefragt: Ein heute gebautes Haus mag vielleicht 100 Jahre halten, eine Straße jedoch viel länger. Selbst wenn heute noch nicht auf 100% der Neubauflächen Passivhäuser entstehen, sollten wir die Städte bereits für Passivhäuser vorbereiten. Ein Passivhaus auf einem nicht geeigneten Grundstück ist nicht wirtschaftlich möglich. Die Passivhaustechnik ist jedoch keine Spielwiese für Idealisten, sondern bei der richtigen Gebäudeausrichtung sehr wirtschaftlich!

  4. Lüftungssystem
    Wenn man die Wände und Fenster, Böden und Decken sehr gut wärmedämmt, rücken die Wärmeverluste durch Lüftung - auch der natürliche Luftwechsel durch undichte Stellen - stärker ins Blickfeld: Normalerweise machen die Luftwärmeverluste nur ca. 10-20% der Gesamtverluste aus, in einem Passivhaus ist es dagegen sehr wichtig, daß auch sie minimiert werden und gleichzeitig genug Atemluft zur Verfügung steht. Dazu benötigt man in der Regel eine mechanische Lüftung, also Ventilatoren und einen Wärmetauscher. Der Wärmetauscher sorgt dafür, daß die Luft alle zwei Stunden in allen Räumen ausgetauscht wird, während gleichzeitig die warme, austretende Luft ihre Wärme an die kalte, einfließende Luft abgibt. 80% der Wärmeverluste durch Lüftung werden so vermieden, die Wärme bleibt im Haus. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, daß es in einem Passivhaus keine Probleme mit Schimmel gibt, da immer "zwangsweise" gut gelüftet wird. Andererseits ist die Luftmenge so schwach, daß kein Gefühl von Zugluft oder Auskühlung entsteht.

    Natürlich kosten die Ventilatoren Strom: In unserem Fall verbrauchen sie während ihres Betriebs Winter zusammen etwa 800 Watt. Mit jeder Kilowattstunde Strom können wir jedoch ca. 10 kWh Wärme aus der Luft "zurückholen", ein etwa dreimal besserer Wert als bei gewöhnlichen Wärmepumpen! Strombetriebene Wärmepumpen liefern zwar pro Kilowattstunde Strom drei bis vier Kilowattstunden Wärme, da aber bei der Stromproduktion aus drei kWh Primärenergie (wie z.B. Gas) nur eine kWh Strom entsteht, wäre es meist sogar ökologischer, das Gas direkt in einem guten Brennwertkessel im Haus zu verbrennen, anstatt den Umweg über eine Wärmepumpe zu machen.

  5. Innere Gewinne
    Die sogenannten "inneren Gewinne" sind natürlich kein Bauteil, aber ein Zusammenhang, der beim Bau eines Passivhauses bedacht werden will. Beim Kochen, Duschen, Nutzung von Elektrogeräten kommt ebenfalls Wärme ins Haus, die natürlich auch zum Warmhalten des Hauses beitragen. Auch wir Menschen strahlen pro Person ca. 100 Watt Wärmeenergie ab.

    Zum Vergleich: Ein 15 Quadrameter großes Zimmer im Haus mit riesigen Fensterflächen hat (bei -12°C Außentemperatur) einen maximalen Heizwärmebedarf von 400 Watt. Selbst an den kältesten Tagen des Jahres würde es schon ausreichen, das Zimmer mit der Körperwärme zweier Personen und der Wärme von vier Kerzen zu beheizen!
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